Wir haben die Bildünger-Community – also Bildungsgestalter*innen in- und außerhalb des österreichischen und deutschen Schulsystems – im Rahmen unserer Themenreihe zu Resilienz nach ihren persönlichen Wellbeing-Strategien in Bezug auf die aktuelle Coronakrise (Dezember 2021) gefragt und die Ergebnisse analysiert und zusammengefasst. Diesen Output haben wir dann mit Ergebnissen aus der Resilienzforschung abgeglichen und daraus 8 Wege formuliert, wie du als Bildungsgestalter*in Dein Wohlbefinden auch in Krisenzeiten steigern beziehungsweise hoch halten kannst. Das sind die wichtigsten Themenbereiche gereiht nach der Anzahl der Nennungen:

 

1. Ablenkung, Zerstreuung, Unterhaltung

Lies Bücher, höre Podcasts und Radio, schau dir Filme und Serien an. 82 Prozent der befragten Bildungsgestalter*innen gaben Formen der Ablenkung, Zerstreuung und Unterhaltung als eine mögliche Stragie zur Steigerung ihres Wohlbefindens an. Die Resilienzforschung spricht hier unter anderem von emotionsbezogenen Copingstrategien (Lysenko, 2010), welche sich als hilfreich erwiesen haben. Auch der Begriff der Verdrängung wird hier als sehr wichtiger Faktor erwähnt.

2. Austausch mit Freund*innen und Familie

Suche den Austausch mit Freund*innen, und/ oder Deiner Familie, und mit Menschen, die dich inspirieren. Falls nicht anders möglich, auch per Telefon oder Video. Positive Peerkontakte (Wustmann, 2004) sind auch für Kinder wichtige Schutzfaktoren im Rahmen der Entwicklung. Und soziale Eingebundenheit zählt zu den wichtigsten Säulen der Motivationsentwicklung (Deci, Ryan, 2000. Die Selbstbestimmungstheorie).

3. Auszeit, Pausen, Schlaf, Erholung

Mach Pausen, nimm Dir Zeit für dich selbst, achte auf deinen Schlaf, sorge dafür, dass du dich gut erholst, schaffe gezielt Auszeiten in deinem Alltag. Dein vegetatives Nervensystem ermöglicht es dir, Extrembelastungen für eine bestimmte Zeit zu überstehen (Schmidt, Lang, 2007), dazu braucht es aber auch Phasen der Entlastung.

4. Natur, Spazierengehen

Diesen Punkt heben wir gesondert hervor, weil über die Hälfte der befragten Bildungsgestalter*innen explizit angegeben hat, dass Zeit in der Natur für sie besonders wichtig und hilfreich ist. Forschung hierzu findet aktuell primär in Asien statt, die bisher vorhandenen Studien erfüllen leider noch nicht immer die notwendigen wissenschaftlichen Standards, aber hier kannst du ein bisschen weiterlesen.

5. Yoga, Meditation

Die Hälfte der befragten Bildungsgestalter*innen hat angegeben, regelmäßig Yoga und/ oder Meditationstechniken anzuwenden. Yoga scheint einen Effekt auf das Volumen der grauen Gehirnmasse zu haben, und so den altersbedingten Abbau zu verlangsamen, es erhöht Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistungen und scheint auch hilfreich für die Gefühlsregulation zu sein (Hier gibts genauere Ausführungen).

6. Sport und Bewegung

“Aufi auf die Berg” schreibt ein Bildungsgestalter wörtlich 🙂 Aber es finden sich natürlich viele Arten von Sport und Bewegung in der Liste der Aktivitäten, die als besonders hilfreich angegeben wurden. Die Studien hierzu sind mittlerweile viel zu umfangreich, um sie hier zu zitieren, aber in diesem Artikel kannst du dir einen kleinen Überblick verschaffen.

7. Gesunde Ernährung und Genuss

“Gut Essen”, “Ausgewogen Essen”, “Kaffee trinken”, “auch mal Schokolade” und ähnliches sind für 43 Prozent der Bildungsgestalter*innen wichtig in Bezug auf ihr Wohlbefinden. Es geht hier also nicht nur um die gesunde Ernährung, die natürlich einen großen Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden hat (hier mehr dazu) sondern besonders auch um den Genuss

8. Positive Mentale Einstellung

Fokus auf das Positive“, “Vorwärts Schauen” oder “Loslassen” sind unter anderen die Nennungen der Bildungsgestalter*innen in Bezug auf das geistige Wohlbefinden. Weiters wird Achtsamkeit oder das Inanspruchnehmen von Therapie, Supervision, Persönlichkeitsentwicklung oder Mentaltraining angegeben.

Dies deckt sich sehr gut mit Forschungsergebnissen aus der Psychologie, insbesondere der Resilienzforschung. Selbstwert, ein positives Selbstkonzept, Selbstachtung, hohe Selbstwirksamkeitserwartung, Zielorientierung, realistische Selbsteinschätzung sowie eine positive Lebenseinstellung zählen zu den wichtigsten kognitiven Merkmalen von resilienten, also psychisch widerstandsfähigen Menschen (Lysenko, 2010).